Karin Kramer Verlag Leseproben

Pierre-Joseph Proudhon
SYSTEM DER ÖKONOMISCHEN WIDERSPRÜCHE
oder
PHILOSOPHIE DES ELENDS

Herausgeber Lutz Roemheld und Gerhard Senft
3-87956-281-4  /  586 Seiten
Euro (D) 50,--  /  sFr 83,50



INHALT

Erster Band
Prolog
  Erstes Kapitel: Von der ökonomischen Wissenschaft
§ 1: Gegensatz von Tatsache und Recht in der Ökonomie der Gesellschaften
§ 2: Unzugänglichkeit der Theorien und Kritiken

Zweites Kapitel: Vom Wert
§ 1: Gegensatz von Nutzwert (Brauchbarkeit) und Tauschwert
§ 2: Konstituierung des Wertes; Erklärung des Reichtums
§ 3: Anwendung des Gesetzes der Verhältnismäßigkeit der Werte

Drittes Kapitel: Ökonomische Entwicklungsstadien;
Erste Epoche - die Teilung der Arbeit
§ 1: Gegensätzliche Wirkungen des Prinzips der Teilung
§ 2: Ohnmacht der Palliative - Die Herren Blanqui, Chevalier, Dunoyer, Rossi und Passy

Viertes Kapitel: Zweite Epoche - die Maschinen
§ 1: Von der Rolle der Maschinen in ihren Beziehungen zur Freiheit
§ 2: Widerspruch der Maschinen - Ursprung des Kapitals und des Lohnes
§ 3: Von den Vorsichtsmaßregeln gegen den verderblichen Einfluß der Maschinen

Fünftes Kapitel: Dritte Epoche - die Konkurrenz
§ 1: Notwendigkeit der Konkurrenz
§ 2: Verderbliche Wirkungen der Konkurrenz und Zerstörung der Freiheit durch sie
§ 3: Von den Mitteln gegen die Konkurrenz

Sechstes Kapitel: Vierte Epoche - das Monopol
§ 1: Notwendigkeit des Monopols
§ 2: Das Monopol als Unglück für die Arbeit und als Verkehrung der Ideen

Siebentes Kapitel: Fünfte Epoche - die öffentliche Ordnung oder die Steuer
§ 1: Synthetische Idee der Steuer - Ausgangspunkt und Entwicklung dieser Idee
§ 2: Antinomie der Steuer
§ 3: Verderbliche und unvermeidliche Folgen der Steuer (Lebensmittel, Luxusgesetze, öffentliche Ordnung auf dem Land und in der Fabrik, Erfindungspatente, Fabrikzeichen usw.

Achtes Kapitel: Von der Verantwortlichkeit des Menschen und Gottes unter dem Gesetz des Widerspruches oder: Lösung des Problems der Vorsehung
§ 1: Schuld des Menschen - Erläuterung des Mythos vom Sündenfall
§ 2: Auseinandersetzung des Mythos der Vorsehung - Rückwärtsgehen Gottes


Zweiter Band
Neuntes Kapitel: Sechste Epoche - Die Handelsbilanz
  § 1: Notwendigkeit des freien Handels
  § 2: Notwendigkeit des Schutzes
§ 3: Theorie der Handelsbilanz

Zehntes Kapitel: Siebente Epoche - Der Kredit
§ 1: Ursprung und Entwicklung der Idee des Kredits - Widerspruchsvolle Vorurteile in Bezug auf diese Idee
§ 2: Entwicklung der Krediteinrichtungen
§ 3: Lüge und Widerspruch des Kredits - Seine zerstörerischen Wirkungen, seine Macht der Verarmung

Elftes Kapitel: Achte Epoche - Das Eigentum
§ 1: Das Eigentum ist unerklärbar außerhalb der ökonomischen Reihe - Von der Organisation des gesunden Menschenverstandes, oder: Problem der Gewißheit
§ 2: Ursachen der Einführung des Eigentums
§ 3: Wie das Eigentum ausartet
§ 4: Beweis der Hypothese Gottes durch das Eigentum

Zwölftes Kapitel: Neunte Epoche - Die Gemeinschaft
§ 1: Die Gemeinschaft stammt aus der politischen Ökonomie
§ 2: Erklärung dessen, was Eigen, und dessen, was Gemeinsam ist
§ 3: Stellung des kommunistischen Problems
§ 4: Die Gemeinschaft nimmt ihr Ende für ihren Anfang
§ 5: Die Gemeinschaft ist unverträglich mit der Familie, dem Bild und Vorbild der Gemeinschaft
§ 6: Die Gemeinschaft ist unmöglich ohne ein Gesetz der Verteilung und geht durch die Verteilung zugrunde
§ 7: Die Gemeinschaft ist unmöglich ohne ein Gesetz der Organisation und geht durch die Organisation zugrunde
§ 8: Die Gemeinschaft ist unmöglich ohne die Gerechtigkeit und geht an der Gerechtigkeit zugrunde
§ 9: Die Gemeinschaft ist eklektisch, unverständig und unverständlich
§ 10: Die Gemeinschaft ist die Religion des Elends

Dreizehntes Kapitel: Zehnte Epoche - Die Bevölkerung
§ 1: Zerstörung der Gesellschaft durch die Kindererzeugung und die Arbeit
§ 2: Das Elend ist die Tat der politischen Ökonomie
§ 3: Prinzip des Gleichgewichts der Bevölkerung

Vierzehntes Kapitel: Kurze Zusammenfassung und Schluß

Personen- und Sachregister




 

Aus Kapitel 1: Von der ökonomischen Wissenschaft  (S. 29 - 30)


"... ich beeile mich zu sagen, daß ich nicht als Wissenschaft das Sammelsurium von Theorien ansehe, dem man seit fast 100 Jahren den offiziellen Namen politische Ökonomie gegeben hat und das, der Etymologie dieses Namens zum Trotz, noch immer nichts anderes ist, als das Gesetzbuch bzw. das unvordenkliche Herkommen des Eigentums. Diese Theorien bieten uns nur die Rudimente bzw. die erste Abteilung der Wirtschaftswissenschaft, und deshalb stehen sie auch, ebenso wie das Eigentum, alle im Widerspruch miteinander und sind auf die Hälfte aller Fälle gar nicht anwendbar. Der Beweis für diese Behauptung, die ja in einem gewissen Sinne die Verneinung der politischen Ökonomie ist, wie A. Smith, Ricardo, Malthus, J.B. Say sie uns überliefert haben und die wir seit einem halben Jahrhundert stehen geblieben sehen, wird sich insbesondere aus dieser Schrift ergeben.

Die Unzulänglichkeit der politischen Ökonomie ist beschaulichen Geistern zu allen Zeiten aufgefallen, die, zu verliebt in ihre Träumereien, um die Praxis zu ergründen, und sich darauf beschränkend, diese nach ihren oberflächlichen Ergebnissen zu beurteilen, von Anfang an eine Oppositionspartei wider den status quo gebildet und sich mit systematischer Hartnäckigkeit einer satirischen Kritik der Zivilisation und ihrer Sitten hingegeben haben. Umgekehrt hat das Eigentum, Grundlage aller gesellschaftlichen Einrichtungen, niemals Mangel an eifrigen Verteidigern gehabt, die, stolz auf den Titel Praktiker, nun ihrerseits die Lästerer der politischen Ökonomie mit Krieg überzogen und mit mutiger und oft geschickter Hand an der Befestigung des Gebäudes arbeiteten, das die allgemeinen Vorurteile und die individuelle Freiheit einträchtig aufgerichtet hatten. Die noch schwebende Kontroverse zwischen den Konservativen und Reformisten hat ein Analogon in der Geschichte der Philosophie in dem Streit der Realisten und der Nominalisten; es ist fast unnütz hinzuzufügen, daß auf beiden Seiten Recht und Unrecht sich die Waage halten und daß Rivalität, Engstirnigkeit und Unduldsamkeit der Meinungen die alleinige Ursache des Mißverständnisses waren.

So streiten sich also zwei Mächte um die Herrschaft über die Welt und verdammen einander mit der Glaubenswut zweier feindlicher Religionen: die politische Ökonomie bzw. die Tradition und der Sozialismus bzw. die Utopie."


zum Seitenanfang


 

Aus Kapitel 9: Sechste Epoche - die Handelsbilanz,
§ 1: Notwendigkeit des freien Handels
  (S. 285)


"Zusammenfassend ist zu sagen: Die Theorie des internationalen Handels ist nur eine Ausweitung der Theorie der Konkurrenz unter Privaten. Wie die Konkurrenz ihrer Natur nach Gewähr dafür bietet, daß Produkte nicht nur billig sind, sondern auch dafür, daß sie fortschreitend billiger werden, so bietet der internationale Handel, unabhängig von der Zunahme an Arbeit und Wohlstand, die er hervorruft, seinem Wesen nach Gewähr für jede Nation gegen ihre eigenen Monopole, eine Garantie, die in den Händen einer geschickten Regierung zum Instrument einer überlegenen Ordnung des Wirtschaftslebens werden kann, das machtvoller ist, als alle gesetzlichen Regelungen und Höchstpreise."


zum Seitenanfang


 

Aus Kapitel 9: Sechste Epoche - die Handelsbilanz,
§ 2: Notwendigkeit des Schutzes
  (S. 327 - 328)


"Der freie Handel, d.h. das freie Monopol, ist die Heilige Allianz der großen Feudalherren des Kapitals und der Industrie, der Riesenmörser, der auf jedem Punkte des Globus das von der Teilung der Arbeit, den Maschinen, der Konkurrenz, dem Monopol und von der öffentlichen Ordnung begonnene Werk vollenden soll, nämlich das kleine Gewerbe auslöschen und das Proletariat endgültig unterwerfen. Er ist die Zentralisierung jenes Raub- und Notregimes auf der ganzen Erdoberfläche, wildwüchsiges Erzeugnis einer beginnenden Zivilisation, das jedoch verschwinden muß, sobald diese Zivilisation das Bewußtsein ihrer eigenen Gesetze gewonnen hat; er ist das Eigentum in seiner ganzen Kraft und Glorie. Und nur um die Voll-Endung dieses Systems herbeizuführen, werden so viele Millionen Arbeiter ausgehungert, so viele unschuldige Geschöpfe von der Mutterbrust ins Nichts zurückgeworfen, so viele Mädchen und Frauen prostituiert, so viele Seelen verkauft, so viele Charaktere verdorben! Wenn die Ökonomen wenigstens noch einen Ausweg aus diesem Labyrinth wüßten, ein Ende für diese Tortur! Aber, nein: immer! niemals!, wie die Glocke der Verdammten, tönt der Refrain der wirtschaftlichen Apokalypse. Oh, könnten die Verdammten doch die Hölle verbrennen! ... "




zum Seitenanfang